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Stavenow
ein Name aus der Prignitz.


Ein Überblick über geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen,
die letztlich zum Erscheinen des Namens in der Prignitz führten.


Inhaltsverzeichnis

Kapitel



Vorwort.................................................................................

1.

Die Landschaft ......................................................................

2.

Die Besiedlung von der Steinzeit zur Eisenzeit ..........................

3.

Die Prignitz in der Frühgeschichte ...........................................

4.

Die Wenden ..........................................................................

5.

Die Prignitz, Grenzland der Wenden z. karolingischen Reich .....

6.

Die Sachsenkönige................................................................

7.

Die Slawen erobern ihre Selbständigkeit zurück ......................

8.

Die teilweise Christianisierung der Slawen ..............................

9.

Der Wendenkreuzzug 1147 ...................................................

10.

Die Neubesiedlung der Prignitz
unter deutscher Herrschaft ....................................................

11.

Literaturverzeichnis ...............................................................

12.



1. Vorwort

Inhalt

Etwa 350 Zeitgenossen in einigen Teilen der Welt tragen den Namen Stavenow. Das nachfolgende Kapitel ist ein Versuch zu ergründen, woher er stammt. Dabei beschränke ich mich auf die geschichtlichen Aspekte seiner Herkunft. Die Aussage eines Experten über den Ursprung des Namens im slawischen Sprachraum können Sie in einem separaten Kapitel unter dem Titel "Eine namenskundliche Expertise" im gleichen Verzeichnis nachlesen. 

Dieses Kapitel ist ein Exzerpt aus zahlreichen Literaturquellen, das keinerlei Anspruch auf wissenschaftliche Qualitäten oder Vollständigkeit erhebt. Es ist jedoch der Versuch eines Laien, den Menschen, die den gleichen Namen tragen, die geschichtlichen Hintergründe zu verdeutlichen, vor denen er im Mittelalter in der Prignitz erstmalig erschien und vor denen er sich bis in die Neuzeit erhalten hat. Dabei werden, ohne ins Detail zu gehen, größere Zusammenhänge dargestellt, die dann eben im frühen Mittelalter bedeutsam werden. Wer Einzelheiten nachlesen will, der sei auf das Literaturverzeichnis am Ende dieser Ausführungen hingewiesen.

Wo fing alles an? In der Prignitz? Auch wenn der Name dort mit Gerhard von Stavenow bereits 1252 erstmalig urkundlich genannt wird, so stammt er doch aus einem völlig anderen Gebiet und einer deutlich früheren Zeit. Doch davon später.



2. Die Landschaft

Inhalt

Es handelt sich bei der Prignitz zum Zeitpunkt des Beginns der germanischen Besiedlung um den Teil des brandenburgischen Nordwestens, der von dem Urstromtal der unteren Havel und dem der Elbe im Süden und Westen begrenzt wird und dessen Grenze im Norden und Osten etwa durch die Dosse und die Elde gebildet wird. Sie zeigt sich zu jener Zeit als eine flach wellige, oft sandige, in weiten Teilen mit dichten, unwegsamen Wäldern und Mooren bedeckte Landschaft, die ihre Bodengestaltung in der Eiszeit erhielt. Die Gebiete östlich der Dosse zwischen Wittstock und Zechlin wurden erst im 14. Jahrhundert an die Prignitz angegliedert.



3. Die Besiedlung von der Steinzeit zur Eisenzeit.

Inhalt

Da sich hier Spuren aus der mittleren Steinzeit finden, kann man davon ausgehen, daß die Menschen zu dieser Zeit auf der Suche nach Nahrung von Norden her bis in die Prignitz vorgedrungen waren. Sie waren wohl Jäger und Fischer und sicher nicht seßhaft.

Aus der jüngeren Steinzeit sind Funde (Steinäxte) einer Bevölkerung bekannt, die von Ackerbau und Viehhaltung lebte, und deshalb auch in festen Siedlungen bodenständig wurde. Auch sie wanderte aus dem Norden zu. Es handelt sich dabei wohl um die Vorfahren der Germanen. Funde aus der Bronzezeit zeigen im Vergleich, daß die Bewohner der Prignitz in kultureller Sicht in einen größeren germanischen Zusammenhang eingebettet waren. Sicher gibt es aus jener Zeit auch "Importartikel" aus fremden Gegenden die zeigen, daß es zu jener Zeit bereits Fernhandel mit weit südlicher gelegenen Kulturkreisen gab. Die Zuwanderung in das Gebiet der Prignitz erfolgte aber nur von Norden her.

In der Eisenzeit muß wohl zumindest auf den Hochflächen ein Rückgang der Besiedlung stattgefunden haben, der seine Ursache in Veränderungen geologischer, klimatischer und damit wohl auch hydrologischer Natur hatte.



4. Die Prignitz in der Frühgeschichte.

Inhalt

Die Prignitz war zu jener Zeit von einer Bevölkerung besiedelt, die zum Stamme der Semnonen zählte, der in Brandenburg bis hin zur Oder ansässig war. Ob im nördlichen Teil der Prignitz bereits Langobarden ansässig waren, kann nicht mit Sicherheit belegt werden.

Die Römer drangen im Jahre 9 v.Chr. und im Jahre 5 unserer Zeitrechnung bis zur Elbe vor, überschritten diese aber nie. Die in der späteren Altmark ansässigen Langobarden und Semnonen scheinen sich damals über die Elbe in den Bereich der Prignitz zurückgezogen zu haben.

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts wanderten Teile der Semnonen in Richtung auf den Main ab, (wo sie später als Alemannen oder auch Alamannen aufraten), das Gebiet wurde aber von verwandten Stämmen wieder aufgefüllt. Der Grund für diese beginnende Migration dürfte wohl in den sich verändernden Lebensbedingungen zu suchen sein: Ermüdete Böden, wieder vordrängende Bewaldung und dadurch reduzierte Ernährungsmöglichkeiten. Die Abwanderung nahm etwa im 4. und 5. Jahrhundert deutlich zu, die letzten germanischen Funde lassen sich in der Prignitz etwa auf das Jahr 600 datieren, obwohl eine germanische Restbevölkerung zurückgeblieben sein muss. Ein arabischer Händler, Ibrahim ibn Jaqu‘ûb, der die Gegend im 10. Jahrhundert in Richtung auf Mecklenburg durchquerte, berichtet von anderen Völkern zwischen den damals vorherrschenden Slawen.


5. Die Wenden

Inhalt

Erst ab dem siebenten Jahrhundert wanderten slawische Völker aus dem Gebiet des heutigen Polen und der heutigen Slowakei in den Raum der Prignitz ein, deren Urheimat wohl in den Pripet-Sümpfen, dem heutigen Weißrußland lag. Die klimatischen Verhältnisse hatten sich weiter verschlechtert, die Bewaldung war weiter fortgeschritten, so daß sich den Zuwanderern nur die Räume der Flußniederungen zur Besiedlung anboten. Da es sich jedoch um Jäger, Fischer und Viehzüchter handelte, die nur auf leichteren Böden Ackerbau betrieben, entsprach das Land weitgehend ihren Bedürfnissen.

Die Landschaft zwischen Elbe und Oder war vom Völkerverband der Wilzen oder Welataben besiedelt, die sich in vier Völkergruppen aufteilten. Daran schlossen sich im Süden die Linonen (auch Lingonen oder Linen) an, die mit den Bethenizern, den Smeldingen und den Morizanen einen engeren Verband bildeten. Es kann als gesichert angenommen werden, daß sich die Linonen im Gebiet zwischen der Löcknitz und der Stepnitz ansiedelten, also in dem Gebiet, an dessen Rande (an der Löcknitz) sich Stavenow befindet.

Die slawischen Siedlungen waren zum Teil befestigt. Nach der Schilderung des oben erwähnten arabischen Kaufmanns Ibrahim ibn Jaqu‘ûb kann man sich eine wendische Burganlage als einen runden oder eckigen Platz vorstellen, der durch einen Graben und einem aus dem Aushub gebildeten Wall umgeben und seinerseits mit Palisaden gesichert war. Überreste eines solchen Walles finden sich etwa zwei Kilometer nördlich des heutigen Stavenow.

Die Menschen lebten zu jener Zeit in primitiven Hütten aus Flechtwerk und Lehm. Allerdings scheinen sie sehr kunstfertig im Herstellen von Waffen gewesen zu sein.

Ibrahim ibn Jaqu‘ûb berichtet: Das Land war reich an Pferden und die Bewohner waren vollständig ausgerüstet mit Panzern, Helmen und Schwertern. Es liegt nahe, daß das Kriegshandwerk und Beutezüge bei ihnen eine wichtige Rolle spielten.


6. Die Prignitz als Grenzland der Wenden zum karolingischen Reich.

Inhalt

Im Jahr 805 erließ Karl der Große eine Anweisung (Kapitular), die es den in die Slawenländer reisenden Kaufleuten verbot, Waffen dorthin zu verkaufen. Dabei handelte es sich wohl um eine sehr frühe Form eines Waffenembargos. Vermutlich fand damals aber bereits ein reger Handel in dieser Gegend statt: Pferde und Vieh von Ost nach West, Salz aus Magdeburg und Stoffe in der Gegenrichtung sowie Sklaven (bei den Kriegszügen unterworfene und gefangene Menschen) Richtung Süden.

Der kriegerische Charakter der damaligen Völker zwischen Elbe und Oder prägte die Zeit zwischen etwa 780 und 1147 mit wechselnden Kriegserfolgen. Die Wilzen oder Lutizen griffen nicht nur immer wieder ihre Nachbarn im späteren Mecklenburg, die Abotriden an, sondern lagen auch mit den Sachsen jenseits der Elbe ständig im Krieg. Ein Angriff der Wilzen gegen die mit den Sachsen und Franken verbündeten Abodriten führte dazu, daß König Karl 789 mit einem Heer bis an die Elbe vorstieß. Er durchquerte die Prignitz, um an der Peene den Wilzenkönig Dragowit zu unterwerfen. Es folgten danach noch weitere Heerzüge zur Sicherung der Ostgrenze des karolingischen Reiches.

808 zog ein fränkisches Heer unter der Führung Karls, des Sohnes des Kaisers, über die Elbe und verwüstete das Land der Linen und der Smeldingen. Aber bereits 810 unternahmen die Wilzen einen erfolgreichen Gegenangriff, was bereits im Jahre 811 wieder zu einem Rachefeldzug der Sachsen und der Franken in das Land der Linen führte. Auch 812 führten Feldzüge in slawische Gebiete.

Zunächst schien danach die Ostgrenze des Reiches befriedet zu sein. Aber die kriegerischen Wilzen setzten Ihre Einfälle in das Land der Sachsen fort, so daß zwischen 820 und 877 sechs weitere Vergeltungszüge über die Elbe stattfanden.

844 hat Ludwig der Deutsche alle Slawenhäuptlinge unterworfen. Aber auch das war nur ein vorübergehender Erfolg. Aus den Überfällen der Slawen einerseits und den Befriedungs- und Sicherungszügen andererseits entstand eine Entwicklung, die, ausgehend von 877 rund 270 Jahre später für die Besiedlung der Prignitz von prägender Bedeutung wurde.


7. Die Sachsenkönige.

Inhalt

Dem Sachsenkönig Heinrich standen nun nicht nur seine eigenen Möglichkeiten, sondern auch die Machtmittel des Deutschen Reiches zur Verfügung. Er setzte sie deshalb auch dazu ein, die slawischen Völker endlich und dauerhaft zu unterwerfen und sie zum Christentum zu bekehren. Er eroberte 928/929 die Havelburg Brandenburg, was dazu führte, daß sich die Wilzen und die Abodriten zunächst unterwarfen.

Aber noch im gleichen Jahr schlug ein Teil der Wilzen zurück und marschierte durch die Prignitz nach Westen in Richtung auf die Altmark. Doch in der Entscheidungsschlacht konnten die zahlenmäßig unterlegenen Sachsen den Sieg erringen.

Dadurch waren die Widerstände für die nächste Zeit gebrochen. Zur Sicherung wurde die Verteidigung organisiert. Dazu wurden befestigte Anlagen an vorhandenen Landschaftsmittelpunkten oder an militärisch wichtigen Plätzen errichtet, wie das in Deutschland üblich war. Nun konnte auch damit begonnen werden, die christliche Kirchenverfassung einzurichten. Dies geschah zunächst durch die Schaffung des Bistums Havelberg im Jahre 968. In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurden in der Prignitz konsequenterweise auch die ersten Kirchen gebaut. Obwohl auch unter Otto I noch Kämpfe stattfanden, so wurde doch in seiner Zeit die Einbeziehung der Länder zwischen Elbe und Oder in das Deutsche Reich vollzogen. Zunächst jedenfalls. Doch die Ruhe war trügerisch: Der trotzige Sinn und der alte Glaube blieben bei den Slawen lebendig. Für die Deutschen war diese Situation nur solange beherrschbar, wie sie permanent Druck auf die Slawen ausüben konnten


8. Die Slawen erobern ihre Selbständigkeit zurück.

Inhalt

Die Maßnahmen zur Unterdrückung der Slawen führten schließlich am 29.06.983 in Havelberg zum offenen Aufruhr gegen Markgraf Dietrich. Drei Tage später fiel auch die Brandenburg.

Damit war es dann auch mit der deutschen Kultur östlich der Elbe auf längere Zeit vorbei. Noch 995 führte Otto III einen Feldzug gegen die Abodriten, der zunächst auch erfolgreich verlief. Dann aber vernichteten die Wenden die Burg Arneburg, die er gerade erst hatte befestigen lassen. Nach dem Tode Ottos brach zudem noch ein Aufstand aus, der die letzten Reste des Christentums und der deutschen Herrschaft östlich der Elbe völlig auslöschten.

In der Zeit danach, also etwa der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts folgten wieder etliche Ausfälle der Lutizen und Rachefeldzüge der Deutschen (etwa 1036 und 1045), die zur weitgehenden Zerstörung der Siedlungen in der Prignitz führten. So ist es nicht verwunderlich, daß nun wieder einige Jahre der (relativen) Ruhe folgten, bis dann etwa 1055 die Einfälle aus der Prignitz wieder aufflammten. Ein sofort eingeleiteter Gegenangriff führte am 10.09.1056 zum völligen Verlust der deutschen Streitmacht. Es wird berichtet, daß Kaiser Heinrich III aus Gram über diesen Verlust wenige Tage später am 05.10.1056 gestorben sein soll.

Auch in der Zeit danach erfolgen wieder Feldzüge der Deutschen gegen die Slawen, wie etwa im Winter1067/68 durch Bischof Burchard von Halberstadt und im Winter 1069 durch den jungen König Heinrich IV. Wie wir noch sehen werden, hatten beide Züge eine überwiegend religiöse Motivation.

Die schweren Verluste auf der slawischen Seite, aber auch innere Vorgänge bei den Wendenvölkern selbst führte dann zu einer gewissen Ermüdung , die Slawenvölker gaben ihre aggressive Politik gegen die Deutschen vorerst auf.


9. Die teilweise Christianisierung der Slawen.

Inhalt

Eine tiefergreifende Veränderung erfolgte zunächst noch in der Mitte des 11. Jahrhunderts, als sich der Abodritenfürst Gottschalk, der sich zum Christentum bekannte, alle slawischen Völker bis zur Peene unterwerfen konnte. Sein Plan, unter seiner Führung ein christliches Staatswesen nach deutschem Vorbild einzuführen, scheint zunächst wenigstens zum Teil gelungen zu sein.

In dieser Zeit wurde in der Prignitz, also einem der Kernländer der Wenden, das erste Kloster gegründet.

Doch auch Gottschalk gelang es nicht auf Dauer, die Selbständigkeit der Stämme zu brechen und eine religiöse Wandlung bei den slawischen Völkern herbeizuführen. Im Gegenteil: Hauptsächlich die Sachsen, mit denen sich Gottschalk verbündet hatte, wüteten unter den Slawen voller Grausamkeit und Habgier. Es war deshalb nur eine logische Konsequenz, wenn sich die Einigung der slawischen Stämme erneuerte, um mit religiösem Fanatismus die Wahrung des alten Glaubens und die Wiederherstellung der Selbständigkeit zu erreichen.

Diese Gegenbewegung schlug am 07.06.1066 Gottschalk und seine Anhänger und tötete sie.

Deshalb müssen die Feldzüge von 1067/68 und 1069 als der Versuch gesehen werden, die Gebiete der slawischen Völker für das Christentum zu retten.

Und obwohl Heinrich im Jahre 1110 durch die Belagerung von Havelberg noch einmal ein Erfolg gegen die Brizanen gelang, war auch sein Versuch, die Slawen unter einem "rex slavorum" im christlichen Glauben zu vereinen, zum Scheitern verurteilt.

Die Kämpfe zwischen den Sachsen und den Lutizen hielten an und führten in den Jahren 1114, 1121 und 1123/24 zu Zügen in das Land der Lutizen, die teilweise sogar bis Rügen vorstießen.

Dennoch blieb Havelberg ein Herd der Unruhe, denn König Lothar sah sich 1131 gezwungen, "Avelenberg" oder "Avelenburg" also wohl Havelberg anzugreifen und zu erobern.

Ein Gegenzug der Söhne Widukinds eroberte 1136 Havelberg und zerstörte die neu erbaute christliche Kirche. Zwar konnte es bereits im Winter 1137/38 durch Albrecht den Bären, den Markgrafen der Nordmark, wieder zurückerobert werden, es ist aber durchaus vorstellbar, daß die Ereignisse des Jahres 1136 mitentscheidend waren für den Kreuzzug des Jahres 1147.


10. Der Wendenkreuzzug 1147

Inhalt

Im Jahre 1144 ging Edessa, das in Mesopotamien gelegene frühere christliche Zentrum der östlichen Hälfte des römischen Reiches und spätere Hauptstadt des in Folge des 1. Kreuzzuges entstandenen fränkischen Fürstentums gleichen Namens an den Emir von Mossul verloren. Die Folge dieses Verlustes war der 2. Kreuzzug unter dem Staufer Konrad III und dem französischen König Ludwig VII, der von 1147 bis 1149 dauerte und 1148 zu einem Treffen der beiden Könige in Jerusalem führte. Beide standen unter dem Einfluß des Abtes Bernhard von Clairvaux.

Zwei unterschiedliche Motivationen führten damals in ihrem Zusammenwirken zu einer starken Ausprägung des Kreuzzugsgedankens:

Letzterer Gedanke galt ja nicht nur für die maurischen Heiden, sondern bei den deutschen Rittern auch für die Slawen vor der eigenen Haustür. Der Wendenkreuzzug war deshalb nur eine logische Konsequenz. Auch er stand unter der geistigen Führerschaft von Bernhard von Clairvaux und wurde selbst vom Papst unterstützt, der Sündenerlaß und Schutz des Eigentums zusicherte, wobei auch neuerworbene Besitztümer gemeint waren.

Der Kreuzzug wurde im Wesentlichen in zwei Unternehmungen durchgeführt: Ein Zug führte nach Norden gegen die Abodriten, die sich aber durch einen eigenen Angriff wehrten, so daß dieses Vorhaben weitgehend erfolglos blieb. Der zweite Zug mit Ausgangspunkt Magdeburg richtete sich gegen die Lutizen, die weder in Havelberg noch im Hinterland nennenswerten Widerstand leisteten. Der Zug führte bis hinauf nach Rügen, erstarrte aber bald in nicht enden wollenden Belagerungen.

Der eigentliche Erfolg dieses Kreuzzuges kann deshalb nur in der danach einsetzenden Besiedlung des "Wendenlandes" durch deutsche und niederländische Bauern gesehen werden.


11. Die Neubesiedlung der Prignitz unter deutscher Herrschaft.

Inhalt

Während die Führer des Kreuzzuges ihre übergeordneten Ziele verfolgten, richteten die militärischen Führer des mittleren Adels und deren Vasallen ihre Absichten mehr und mehr auf den Erwerb von Besitztümern, in erster Linie von Landbesitz. Zu nennen sind hier der Edle von Gans und ein Edler von Plotho, die den Raum südlich der Elde bis zur Dosse (mit Ausnahme der Bezirke Havelberg und Wittstock) in Besitz nahmen.

Diese Eroberungen mußten nun durch eine Neubesiedlung gesichert werden. Es ergingen Aufrufe bis zu den westrheinischen Stämmen, zu den Holländern und den Flanderern. Aber auch die über die ganze Prignitz in ihren slawischen Siedlungen lebende slawische Restbevölkerung wurde integriert, da sie für die Ernährung und für Dienstleistungen dringend benötigt wurde. Auch folgten Bauern aus der Altmark, dem Vorland des Harzes und aus der Gegend um Magdeburg ihren ritterlichen Herren und bewohnten entweder vorhandene slawische Siedlungen oder gründeten neue. (Wie zum Beispiel Karstädt) In dieser Mischung unterschiedlich geprägter Siedlungselemente sind ohne jeden Zweifel auch Spuren der slawischen Kultur erhalten geblieben.

Zur Sicherung des neuen Herrschaftbereiches wurde, wahrscheinlich durch Albrecht den Bären, einem der Führer des Kreuzzuges, das ganze Land mit einem Netz von etwa 40 Wehranlagen überzogen, die uns heute teilweise nur noch namentlich bekannt sind. Sichtbare Spuren sind meist völlig verschwunden.

An einem besonders umkämpften Platz an der Löcknitz, unweit des oben genannten slawischen Festungswalles, entstand so eine Wehranlage, die vermutlich den Namen der nahegelegenen slawischen Siedlung erhielt: Stavenow.

Der slawische Ursprung dieser Siedlung läßt sich nicht nur an ihrem Namen selbst, sondern auch anhand von Funden ablesen, die im Bereich des heutigen Karstädt ( speziell in Postlin) und westlich davon entlang der Löcknitz gemacht wurden - teilweise an Stellen, an denen auch frühdeutsche bzw. mittelalterliche Scherben geborgen wurden, was die Annahme der Durchmischung slawischer und frühdeutscher Siedler nachhaltig stützt.

Wie bereits oben erwähnt, waren es die Ritter um den Edlen von Gans, die das Land eroberten und die in der Folge von ihren Herren mit den in Besitz genommenen Ländereien belehnt wurden. Diese Ritter behielten teilweise ihre alten Namen bei. Teilweise nahmen sie aber auch die Namen der Burgen und Siedlungen an, die sie besaßen. Im Falle von Stavenow kann letzteres mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, denn bereits am 09.06.1252 taucht ein Gerhard von Stavenow erstmalig in einer Urkunde auf.

In einer weiteren Arbeit wird noch zu untersuchen sein, wo zwischen Elbe und Oder der Name im Mittelalter und noch später erscheint. Schauen Sie einfach einmal unter Mut zur Lücke ! nach.

 



12. Literaturverzeichnis.

Inhalt

Autor

Titel

Periodikum

Jahr





G.C.F. Lisch

Die Familie von Stavenow

Jahrbücher d. Vereins f. mecklenburg. Geschichte
und Altertumskunde 13

1848

Fr. Budczies

Die von Stavenow in der Mark Brandenburg

Märkische Forschungen

1887

O. Vogel

Slavische Ortsnamen der Prignitz

Wissensch. Beil. zum Jahresber. des Königl. Realgymn., Perleberg.

1904

J. Sack

Die Herrschaft Stavenow

Mitteldeutsche Forschungen 18

1959

Johannes Schultze

Die Prignitz

Mitteldeutsche Forschungen 8

1956

Christa Plate

Siedlungsgeschichlicher Beitrag.

Brandenburgisches Namenbuch Teil 6
von Sophie Wauer

1989

Silvia Goraus
Amt Karstädt

Chronik 725 Jahre Karstädt

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1996