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Ein kurzer Ausflug in die Namenskunde.

Hier soll aus namenskundlicher Sicht gezeigt werden, warum es heutzutage zahlreiche Stavenows und ähnliche Varianten des Namens in allen Gegenden Deutschlands, ja auf der ganzen Welt gibt, obwohl die adligen Stavenows, wie unter "Erkenntnisse" im Kapitel "Mut zur Lücke !" beschrieben, längst ausgestorben sind. Wer sich näher mit dem Thema auseinandersetzen will, dem sei besonders der dtv-Atlas zur Namenskunde sowie das Standardwerk: "Deutsche Namenskunde, unsere Familiennamen" von Max Gottscholl empfohlen.

Bei Letzterem findet sich die Aussage: "Am Anfang bestand das Prinzip der Einnamigkeit." Über Jahrtausende hinweg trug jede Person einen Namen, der sie innerhalb Ihres sozialen Umfeldes eindeutig kennzeichnete. (Ausnahme: die alten Römer.) Sicher gab es unter bestimmten Umständen Gründe, dem Namen einen Zusatz hinzuzufügen. Es seien hier nur die Verehrung genannt, wie bei Karl dem Grossen, oder die Unterscheidung bei Gleichnamigkeit, wie in Pippin der Kurze. Wurde dieser Zusatzname häufig oder immer gebraucht, so wird er als Beinamen bezeichnet.

In historischen Quellen kann man schon im früheren Mittelalter, etwa ab dem Jahr 1100 ein stärkeres Auftreten einer Kombination aus Ruf- und Beinamen feststellen - und damit den Übergang von der Einnamigkeit zur Zweinamigkeit. Dabei muss beachtet werden, dass der Beiname in der Regel nicht über mehrere Generationen weitergegeben wurde. Genau dieser Umstand ist es aber, der den Beinamen zum Familiennamen werden lässt. Ein weiteres Kriterium für die Bestimmung eines Namens als Familienname ist die Tatsache, dass Brüder den gleichen Namen führen. Beispiel: Johann und Jochim Stavenow, Söhne des Hieronymus Stavenow aus Fürstenberg.

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Zur einsetzenden Zweinamigkeit schreibt Gottschald:

Zitat:

.... es handelt sich dabei um eine europäische Erscheinung, die von Westen und Süden her auf das Deutsche Reich übergreift und mit der deutschen Ostsiedlung nach Osteuropa getragen wird. In Europa, wie auch innerhalb Deutschlands, sind der Westen und der Süden führend. Hier ist diese Erscheinung zuerst festzustellen. Der Prozess dauert dann Jahrhunderte, bis er in Deutschland zum Abschluss kommt. Erst um das Jahr 1600 hatte sich in Deutschland die Sitte weithin durchgesetzt, einen Familiennamen zu führen.

Zitat Ende.

Behördliche Verordnungen, die ab dem 17. Jahrhundert erlassen wurden, um den Erfordernissen einer sich etablierenden, modernen Verwaltung gerecht zu werden, bewirkten ein allmähliches "Festwerden" der Familiennamen. (In einigen Gegenden mußte jedoch noch in der Neuzeit die Zweinamigkeit per Gesetz erzwungen werden.)

So wurde ...

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So (und unter Berücksichtigung lokaler Aussprache des Namens, siehe unten) entstanden wohl die heute vorkommenden Varianten, wie sie sich größten teils bereits in den Kirchenbüchern, Bürgerbüchern Musterungslisten und ähnlichen Verzeichnissen des 17. Jahrhunderts finden:

Speziell nach der Variante "Stabenow" befragt, die ja noch vor "Stavenow" die weltweit am häufisten Vorkommende ist, antwortete Herr Prof. Berger von der Universität Tübingen:

Zitat:
Nach den Angaben aus dem Ortsnamensbuch der Prignitz scheint es so zu sein, dass man im örtlichen Dialekt den Ortsnamen Stavenow so ähnlich wie "Stobno" ausspricht, mit zwei langen "o". Man könnte sich vorstellen, dass Leute, die den Familiennamen "Stavenow" hatten, aber dann nicht mehr in der Nähe des Ortes wohnten, allmählich die Schreibung an die Aussprache anpassten, d.h. dann "b" statt "v" geschrieben haben. Es könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass man versucht hat, den Namen mit "Stab" in Verbindung zu bringen und deshalb ähnlich zu schreiben.
Zitat Ende.

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In seinem Nachschlagewerk "Die Prignitz und ihre städtische Bevölkerung im 17. Jahrhundert" zitiert Georg Grüneberg den Prignitzfachmann Johannes Schultze zum Thema Variantenbildung:

"Die Niederschriften sind oft recht schlecht geschrieben und die Lesung bietet bei den Eigennamen erhebliche Schwierigkeiten, da bei der gleichen Schreibweise für verschiedene Buchstaben, z.B. e und r (auch o und a), häufig ganz verschieden gelesen werden kann. Es muss daher mit der Möglichkeit von Irrtümern bei der Wiedergabe gerechnet werden.... sie wurden ... so geschrieben, wie sie sich dem Ohre darboten. Die Schreibung ist daher einmal durch die Aussprache des Namensträgers und andererseits durch die Aufnahme des Schreibers bedingt. So ist es denkbar, dass Angehörige der gleichen Familie mit abweichend lautenden Namen bedacht sind; der Unterschied aber wird geringer sein, wenn man von der Schreibweise absieht und sich die Sprechweise vergegenwärtigt."

Verknüpft man nun die Aussage von Prof. Berger hinsichtlich der Aussprache des Namens als "Stobno"mit der von Johannes Schultze, so wird sehr leicht begreiflich, wie die Variante "Stabenow" entstanden sein könnte.

An dieser Stelle sollte man sich auch ins Gedächtnis rufen, was Joachim Sack zum Erscheinen des Namens im bäuerlichen Raum der Prignitz sagte.

Durchsucht man die hervorragenden und bei der Ahnenforschung in Mitteldeutschland äußerst hilfreichen Werke, die von Georg Grüneberg in Lenzen im gleichnamigen Verlag vorgelegt wurden und die sich mit der Bevölkerung der Prignitz im 17. Jahrhundert beschäftigen, nach dem Namen Stavenow (und den oben genannten Varianten), so findet man bereits zu dieser Zeit eine gewisse Häufung des Namens in den Städten. Dies erklärt, im Kontext des im letzten Absatz und im Aufsatz "Mut zur Lücke !" Gesagten, warum zwischen den heutigen Stavenow-Clans nicht unbedingt gemeinsame genealogische Wurzeln bestehen müssen.

Aus rein sprachlicher Sicht hat der Name seine Wurzeln in dem Wort "Stave", das sich in allen slavischen Sprachen findet. Darüber gibt freundlicherweise ausführlich Herr Prof. Berger von der Universität Tübingen Auskunft, dessen Stellungnahme Sie unter dem Titel "Eine namenskundliche Expertise" im Verzeichnis "Erkenntnisse" finden.