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Zunächst eine Begriffsklärung: Was ist eine Patronatskirche?
Dieser Text wurde mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dr. Jan Stegner der Internetpräsenz von Wölkau in Sachsen entnommen.
Zitat: Das Patronat war eine Rechtsbeziehung zwischen einer katholischen oder evangelischen Kirche und dem Stifter dieser Kirche bzw. dessen Rechtsnachfolger (Kirchenpatron). Diese Rechtsbeziehung beruhte auf dem mittelalterlichen Eigenkirchenwesen (Ursprung bereits im römischen und germanischen Rechtsdenken) und konnte deshalb auch von Laien (Laien-Patronat) wahrgenommen werden.
Der Grundherr hatte kraft seiner sachenrechtlichen Herrschaft über den Kirchengrund nicht nur ein Verfügungs- und Nutzungsrecht an Vermögen und Einkünften der Eigentumskirche, sondern auch die öffentlich-rechtliche Befugnis der Ernennung und Absetzung der Geistlichen. Mit dem Wormser Konkordat (1122) wurde das höhere Eigenkirchenwesen aufgehoben, das niedere ging in das Patronat über. Äußerlich sind Patronatskirchen meist von einer sog. Patronatsloge (erhöhter und separierter Logenplatz für den Patron) sowie einem gesonderten Kircheneingang zu dieser Loge gekennzeichnet.
Zu den Pflichten gehörte vor allem die Übernahme der Baulast. Die früheren Patronate sind heute sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche fast überall aufgehoben worden. Das Patronat ist nicht zu verwechseln mit dem Schutzheiligen einer Kirche, der auch Kirchen-Patron.genannt wurde. Zitat Ende.
Patronatskirchen sind wohl meist dort anzutreffen, wo eine Siedlung auf dem Grunde eines Herrschaftssitzes entstand. Das Dorf Stavenow kann deshalb als sogenanntes Gutsdorf angesprochen werden, dessen Mittelpunkt die Patronatskirche war.
Obwohl die 1726/27 errichtete Kirche von Stavenow im Jahre 1977 unter Denkmalsschutz gestellt wurde, verfiel sie in den darauffolgenden Jahren zusehends. Auch der sie umgebende Friedhof wurde geschlossen. Den Zustand Anfang der 90er-Jahre habe ich im Vorwort grob beschrieben. Wegen der von ihr ausgehenden Gefahr sollte die Turmspitze abgenommen werden. Deshalb wurde der Turm im Winter 1999/2000 eingerüstet.
Die Turmspitze der Kirche zu Stavenow wurde am 18.01.2000 durch einen Sturm geknickt. |
Aufnahme: Frau Beate Kopf, |
Am 21.01.2000 wurde die Turmspitze mit schwerem Gerät abgenommen. |
Aufnahme: Frau Anja Wotzlaw, |
Da sich die Situation durch die zunehmende Baufälligkeit immer weiter verschlechterte, mußte entschieden werden, was mit der Ruine geschehen sollte. Im Februar 2000 beschlossen daher die Gemeindevertreter Karstädts, die Kirche zwar nicht mehr aufzubauen, sie aber doch als gesichertes Baudenkmal zu erhalten.
In dieser Sitzung vom 16.02.2000 plädierte Herr Torsten Fölsch von der Denkmalsbehörde des Kreises in Perleberg dringend für den Erhalt der Kirche als "erlebbare Ruine" zum einen, als Mittelpunkt des "Gutsdorfes Stavenow" zum anderen. Dazu sollten Mittel von der "Deutschen Stiftung für Denkmalschutz" und aus entsprechenden Programmen beantragt werden.
Ziel der Maßnahmen sollte sein, den Turm in der Form wieder herzustellen, die von Friedrich August Stüler (er erbaute u.a. den Kuppelbau des Schlosses in Berlin) mitgestaltet worden war. In der Zwischenzeit sollte der Turm mit einem Notdach geschützt und die Mauerkrone des Kirchenschiffes gegen weiteren Verfall gesichert werden.
Ein weiteres Argument war, daß das Dorf Stavenow in der Kombination "sanierte Burg" und "konservierte Kirche" touristisch wieder attraktiver würde. Obwohl Stavenow doch eine bedeutsame Historie aufzuweisen hat, war es in den vergangenen Jahrzehnten etwas still um das ehemalige Gutsdorf geworden.
Dieses Projekt ist eine der zahlreichen Veränderungen, die bei meinem Besuch im Spätsommer 2000 sofort ins Auge sprangen:
Der Turm war ordentlich gesichert und mit einem Behelfsdach geschützt. Am deutlichsten wird dies auf einem Ausschnitt eines Bildes sichtbar, das mir der Amtsdirektor von Karstädt, Herr D. Wetzel, freundlicherweise überließ. Danke dafür !
Auf diesem Bild wird das Behelfsdach des Turmes gut sichtbar. |
Aufnahme vermutlich: Herr Wetzel jr. |
Das Kirchenschiff war auf-(aus-)geräumt... |
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...und die Trümmer des Daches waren abgetragen. |
Aufnahmen (2): Frau Beate Kopf, Märkische Allgemeine |
Und noch ein Gedanke, den Herr Fölsch bei der Sitzung im Februar formulierte, wurde umgesetzt: Von Anfang an war wohl daran gedacht, die Bevölkerung mit in die Aktivitäten einzubeziehen. Ein Förderverein sollte gegründet werden, um auch auf diese Weise planerische Ideen und vor allem Geldmittel zu beschaffen: Besteht doch unter gewissen Voraussetzungen die Möglichkeit, Gelder aus Privatinitiative durch Zuwendungen der "Deutschen Stiftung für Denkmalschutz" zu verdoppeln.
Gesagt - getan: Dieser Förderverein, er wurde im Spätjahr 2000 beim Amtsgericht Perleberg eingetragen, strebt derzeit den Status der Gemeinnützigkeit an. Ich werde ihm, seiner Bedeutung für das Dorf wegen, ein eigenes Kapitel widmen.